Schubladendenken – DU auch?

Am 13. April fand für die Jugend aus dem Arbeitsbereich von Apostel Rolf Wosnitzka und Bischof Ralph Wittich im Kultur- und Tagungszentrum „Meininger Hof“ in Saalfeld, mitten im Herzen des Thüringer Waldes, ein „kleiner“ Jugendtag statt. Die gesamte musikalische Umrahmung des Tages war dem GospelproJekt vorbehalten: Jugend bringt Jugend das Evangelium musikalisch nahe!

Die Jugendlichen wurden vom Apostel, vom Bischof und von den Bezirksämtern persönlich begrüßt. Es gab Kaffee und Getränke, da einige einen langen Anreiseweg hatten. So ergaben sich hier und da schon vor dem Gottesdienst persönliche Gespräche.

Weg vom Schubladendenken!

Überall im Foyer waren die verschiedensten „Schubladen“ aufgebaut, z. B. Beamte, Tätowierte, Familien­mensch, Millionäre, Langzeitprediger, Christ, Weichei, Andersgläubiger, Schwuler, Seelsorger, Ruheständler ..., um nur einige zu nennen. Zu dieser Thematik kam ein Sketch der Plauener Jugendlichen zum Vortrag: Erinnerungen zweier „Senioren“ an ihre Jugendzeit und was zu ihrer Zeit Lustiges und Ernstes im Kirchenalltag passierte und wie man dadurch schnell in eine Schublade gesteckt werden kann.

Andächtige Stille vor dem Gottesdienst kam durch den Liedvortrag „Agnus Dei“ (Gottes Lamm) von Michael W. Smith in den großen Raum. Schon im Eingangsgebet wies Apostel Rolf Wosnitzka auf zwei Ziele hin, die ihm sehr am Herzen liegen:

  • Die Jugend soll hier ihr Zuhause haben, denn sie wird von Jesus geliebt, und sie ist die Zukunft der Gemeinden und der Kirche.
  • Die Gemeinschaft mit neuapostolischen Christen gibt der Jugend Hilfestellung und Orientierung, auch für’s Leben.

Als Bibelwort legte der Apostel dem Gottesdienst Lukas 7, 39 zugrunde:

„Als aber das der Pharisäer sah, der ihn eingeladen hatte, sprach er bei sich selbst und sagte: Wenn dieser ein Prophet wäre, so wüsste er, wer und was für eine Frau das ist, die ihn anrührt; denn sie ist eine Sünderin.“

Darin kommt zum Ausdruck, dass es schon zu Jesu Lebzeiten das Schubladendenken gab. Keiner ist davon frei – bis heute.

„Heilig ist der Herr“ (Albert Frey, Chor und Orchester) – nach diesem Liedvortrag im Anschluss an das Bibelwort entstand eine längere Pause. Die Sänger und Instrumentalisten verließen die Bühne, nahmen ihren Platz auf dem Rang ein. Diese Pause empfand der Apostel als wohltuend und ungewohnt anders. Mit Blick auf das gemeinsam gesungene Eingangslied „Welch ein Freund ist unser Jesus“ stellte der Apostel die Frage in den Raum: Erkennen wir Jesus immer als Freund und können wir in jeder Lebenslage sagen – Jesus ist unser Freund? Mit Jesus als Freund an unserer Seite sollten viele Dinge, mit denen wir uns belasten und die uns umgeben, immer mehr an Bedeutung verlieren.

Palmsonntag – Jugendtag – Schubladendenken - wie passt das zusammen?

Palmsonntag – Jesu Einzug in Jerusalem und viele Freunde jubelten ihm zu – Schublade „Hosianna“. Sie erhofften sich von ihm, dass er sie aus der Knechtschaft der Römer führen würde. Nachdem Jesus jedoch deutlich gemacht hatte, dass er diese Erwartungen nicht erfüllen werde, kündigten ihm die meisten Anhänger die Freundschaft. Wenige Tage später riefen sie dazu auf, Jesus zu kreuzigen – Schublade „Kreuziget ihn“. So schnell kann man in eine Schublade hineingeschoben, dann wieder herausgenommen und in die nächste gesteckt werden. Wie stehen wir zu Jesus, wenn er sich nicht so verhält, wie wir es uns wünschen?

Als Jesus bei dem Pharisäer eingeladen war, kam eine stadtbekannte Sünderin zu ihm. Sie war sich wohl bewusst, dass sie sündhaft war. Aber sie bereute und weinte über ihre Sünden, wusch mit ihren Tränen Jesu Füße und trocknete sie mit ihrem Haar. Im Anschluss salbte sie Jesus die Füße mit Salböl, was damals ein besonderes Öl und sehr teuer war. Die Sünderin wurde von den Menschen wegen ihrer Sünden abgestempelt, in eine Schublade gesteckt.

Der Pharisäer verstand die Handlungsweise Jesu gar nicht und meinte, dass er wohl doch nicht der sei, für den er sich ausgab, nämlich Gottes Sohn. Jesus machte im Gespräch mit dem Pharisäer deutlich, dass er sich von niemanden in eine Schublade stecken lasse. Schon gar nicht in die der Menschenverachtung. Denn die Sünderin kam zu Jesus und suchte Gnade und Vergebung. Er schenkte ihr beides und hob sie so aus der negativ behafteten Schublade wieder empor.

Bischof Wittich kam in seiner Co-Predigt auf den Apostel Thomas zu sprechen. Wer kennt nicht den Ausdruck „ungläubiger Thomas“? War dieser Thomas wirklich so ungläubig? Als Jesus zu ihm sagte: „... sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“ antwortete Thomas ihm: „Mein Herr und mein Gott!“ (Johannes 20,27.28) Er erkannte Jesus Christus als den wahren Mensch und wahren Gott!

Im Gleichnis vom barmherzigen Samariter, der seitens der Juden in der Schublade „Mischvolk, unzuverlässig“ steckte, gingen der Priester und der Levit ohne zu helfen vorüber, obwohl gerade sie hätten wissen müssen, dass man helfen muss. Bis zur völligen Genesung ließ der Samariter den Mann gesund pflegen.

Auch die Zöllner wurden in eine Schublade gesteckt, da sie sich an anderen bereicherten. Aber waren wirklich alle so?

Bezirksältester Dietmar Voigt brachte in seinem Predigtbeitrag den Jugendlichen einige Beispiele aus seinem eigenen Leben entgegen. Auch wenn manches zum Schmunzeln anregte, so wurde trotzdem deutlich, wie schnell man die Menschen in gewisse Schubladen stecken kann.

Drei Punkte nannte er noch zum Nachdenken:

  • Liebe deinen Nächsten – er ist dir gleich.
  • Liebe deinen Nächsten – denn er ist anders.
  • Anders sein ist positiv zu sehen und bringt Vielfalt in unser Leben.

Im Gottesdienst und auch am Nachmittag wurde deutlich, wie wichtig es ist, dass in der Schublade „Christ“ auch wirklich ein Christ drin sein möge. Wie gehe ich mit meinem Nächsten um, den Gott mit all seinen „Ecken und Kanten“ genauso liebt wie einen jeden von uns?

Wir lernen aus Jesu Leben und Wirken, dass man niemals Menschen vorschnell be- und verurteilen und somit in irgendwelche Schubladen stecken sollte. Denn Jesus hat niemals einen Menschen in eine Schublade gesteckt, im Gegenteil. Er hätte mit seiner übergroßen Liebe nur eine einzige Schublade gebraucht: Menschen, die ich liebe!

Bevor die Jugendlichen und ihre Betreuer ihren Nachhauseweg antraten, brachte das GospelproJekt noch das Lied „Wo ich auch stehe“ zu Gehör, wo es im Refrain heißt:

Und ich danke dir, dass du mich kennst und trotzdem liebst.
Und dass du mich beim Namen nennst und mir vergibst.
Herr, du richtest mich wieder auf,
und du hebst mich zu dir hinauf.
Ja, ich danke dir, dass du mich kennst und trotzdem liebst.

Text | Fotos: K.Mr.